Kürzungen in der Bildung, das Erstarken extremistischer Positionen oder auch verschiedene Krisen in der Gesellschaft haben eine große Wirkung auf uns als Schüler:innen. Gerade in diesen Zeiten bedarf es einer starken und lauten Vertretung der Berliner Schüler:innen. Vor allem in Zeiten der Bildungskrise ist es wichtig, die ernsthaften Herausforderungen mit Lösungen zu bewältigen. Mit dem Grundsatzpapier für das Jahr 2025 werden die grundlegenden Positionen des LSA Berlin zusammengefasst und ein Überblick zu den aktuellen Herausforderungen und Themen auf bildungspolitischer Ebene gegeben.
Politische Bildung an Schulen
Das Schulfach Politik ist von großer Bedeutung. Gerade in Zeiten, in denen Schüler:innen mit vielen Themen im politischen Spektrum konfrontiert werden, sind eine Behandlung gegenwärtiger Themen und eine bessere Wissensvermittlung essentiell. Der Politikunterricht muss dabei eine Ergänzung zu den sozialen Medien und anderen Einflüssen schaffen, die zur politischen Meinungsbildung von Schüler:innen beitragen. Oft ist zu beobachten, wie soziale Medien von politischen Akteur:innen ausgenutzt werden, um gezielt Schüler:innen zu beeinflussen. Deshalb ist die Erhöhung der Stundentafel des Schulfachs Politik von außerordentlicher Wichtigkeit. Auch die vermehrte Einsetzung und Förderung von außerschulischen Trägern ist ein weiteres Kriterium, um Schüler:innen politisch aufzuklären.
Die Auswirkungen multipler Krisen in der Schüler:innenschaft
Der Nahost-Konflikt, der Krieg in der Ukraine und viele weitere multiple Krisen sind Schlüsselereignisse und haben direkten Einfluss auf uns Schüler:innen in unserem Alltag. Gerade deshalb ist bei vielen Schüler:innen ein hoher Gesprächsbedarf zu beobachten. Unserer Auffassung nach muss die Schule daher ihrem Auftrag als aufklärende Instanz nachkommen, um der Gefahr von Falschinformationen und diskriminierenden Positionen im Kontext der verschiedenen Konfliktlagen entgegenzuwirken. Wir fordern die zuständige Senatsverwaltung für Bildung dazu auf, dieses Thema stärker zu priorisieren und gemeinsam mit den schulischen Landesgremien, Expert:innen aus Politik und Wissenschaft und der Verwaltung etwaige Lösungsansätze im Umgang mit diesen Themen an der Schule zu erarbeiten.
Partizipation
Demokratie muss erlebbar sein und ist kein Selbstläufer! Das Fördern und Gestalten unserer Demokratie durch uns Schüler:innen und damit verbundene Wirksamkeitserfahrungen und Selbstverwirklichung sind unerlässlich, gerade im Hinblick auf die aktuelle politische Lage. Besonders im schulischen Kontext sollte die Möglichkeit der demokratischen Mitgestaltung von Schüler:innen gefördert werden. Recht ist das eine – Ressourcen etwas anderes. Als Landesschülerausschuss Berlin fordern wir die finanzielle Unterstützung von Schülervertretungen und Bezirksschülerausschüssen. Außerdem bedarf es eines besseren Verständnisses des pädagogischen Personals, z.B. durch Schulungen etc., um eine aktive Schüler:innenbeteiligung zu gewährleisten.
Klima und Mittagessen an Schulen
Schulen sollen ein Vorbild in Sachen Klimaschutz sein. Deshalb braucht es einen schnelleren Ausbau von Photovoltaikanlagen auf Schuldächern, nachhaltiges Bauen neuer Schulen, den Verzicht auf Einwegmaterialien im gesamten Schulraum und eine höhere Priorisierung des Klimawandels als Unterrichtsthema. Gleichzeitig sollte beim Schulmittagessen auf einen möglichst niedrigen CO₂-Fußabdruck und eine möglichst geringe Essensverschwendung geachtet werden. Daher fordern wir regionales, saisonales und bio-qualitatives Mittagessen sowie eine Reduzierung fleischhaltiger Gerichte.
Inklusion und Chancengleichheit
Ein Abbau des Einflusses sozioökonomischer Hintergründe und eine flächendeckende Inklusion in allen Regelschulen sind unentbehrlich, deshalb braucht es eine Einhaltung der Forderungen der UN-BRK. Um dieses Ziel zu erreichen, benötigt es Weiterbildung von Lehrkräften, mehr Binnendifferenzierungen und jahrgangsübergreifendes Lernen. Des Weiteren ist eine Förderung von Gemeinschaftsschulen essentiell. Auch stellt der Gebäudezustand von Schulen eine der größten Hürden dar, denn viele Schulgebäude verhindern eine gelungene Inklusion. Eine weitere Notwendigkeit für eine Teilhabe am Schulalltag kann nur durch den Einsatz von Alltagshelfer:innen und Schulsozialarbeiter:innen erreicht werden.
Psychische Gesundheit von Schüler:innen
Ein eng getakteter Klausurplan, Hausaufgaben, Streit oder Mobbing in der Schule. Schüler:innen werden oft mit diesen und anderen Belastungen im Schulalltag konfrontiert. Wir fordern deshalb den verstärkten Einsatz von Schulsozialarbeiter:innen (eine:n pro 400 Schüler:innen) und einen flächendeckenden Einsatz von Schulpsycholog:innen. Zudem braucht es themenspezifische Fortbildungen und Workshops für alle Beteiligten an Schulen sowie eine stärkere interdisziplinäre Behandlung im Schulalltag. Auch halten wir das frühe Aufstehen für einen weiteren Faktor, welcher zu Belastungen von Schüler:innen führt, weshalb wir einen Schulbeginn ab 09:00 Uhr fordern.
Gewalt und Drogen an Schulen
Außerhalb der physischen Gesundheit sind psychische Gewalt sowie der Drogenkonsum im Raum Schule aktuell eines der präsenten Probleme in Berlin, denen wir mit Schulsozialarbeit, Präventionskonzepten (Workshops, Projekte etc.) und gut ausgestatteten Stellen für Sofortmaßnahmen begegnen müssen. Dafür ist ein effizienter und flächendeckender Austausch praktischer Erfahrungen zwischen den Schulen nötig.
Hausaufgaben und Noten
Wir fordern die Abschaffung jeglicher verpflichtenden Hausaufgaben, welche nicht unbedingt zuhause erledigt werden müssen, wie bspw. das Lesen eines Buches, denn diese sorgen für eine Benachteiligung und Ausgrenzung von sozial benachteiligten Schüler:innen. Außerdem sollten Lehrkräfte einen freiwilligen Aufgabenpool einrichten, um Schüler:innen bei ihrer selbständigen Vor- und Nachbereitung des Unterrichts zu unterstützen. Darüber hinaus fordern wir, dass Noten in den Sekundarstufen I und II nur im zur Erreichung von Abschlussqualifizierungen notwendigen Rahmen als Bewertungsmethode genutzt werden. Als Ausgleich empfehlen wir Wortzeugnisse.
Antidiskriminierung
Es muss einen besseren Umgang mit Diskriminierungen an Schulen geben! Als Landesschülerausschuss ist der Schutz aller Schüler:innen bedeutend und zwingend notwendig. Niemand sollte aufgrund von Herkunft, Religion, Geschlecht, sexueller Vielfalt etc. benachteiligt oder diskriminiert werden. Damit dies gelingt, muss eine stärkere Sensibilisierung geschaffen werden, welche nicht nur im Unterricht stattfindet, sondern auch durch Workshops oder Projektgruppen, um ein eigenständiges Verständnis innerhalb der Schüler:innenschaft zu gewährleisten. Eine heterogene Schulgemeinschaft sorgt außerdem für eine zukünftige Akzeptanz. Des Weiteren halten wir Fortbildungen für Lehrkräfte und Konzepte für den Schulalltag für unausweichlich. Auch eine stärkere Auseinandersetzung mit der Entstehungsgeschichte von diskriminierendem Gedankengut und insbesondere der Rolle Deutschlands in der Kolonialgeschichte sollte thematisiert werden.
Ausstattung und Digitalisierung an Schulen
Schüler:innen brauchen eine hohe Internet- und Medienkompetenz und müssen deshalb im Umgang mit künstlicher Intelligenz, Fake News und Hate Speech geschult werden. Dafür müssen Lehrkräfte intensiv ausgebildet werden – kurzfristig durch Weiterbildungen und langfristig in ihrem Lehramtsstudium. Zudem fordern wir, dass alle sozial benachteiligten Schüler:innen digitale Endgeräte gestellt bekommen. Des Weiteren ist eine schlechte Ausstattung der Schulen festzustellen. Von viel zu wenigen Schulplätzen bis hin zu maroden Schulgebäuden. Es muss die Schulinfrastruktur wie bspw. Schultoiletten unter Einhaltung der hygienischen Mindeststandards erneuert und instand gehalten werden. Dazu gehört nicht nur eine doppelte Tagesreinigung, sondern auch eine permanente Verfügbarkeit von Menstruationsprodukten.
Zentrale Bedeutung von Bildung für die Zukunft
Wir blicken mit großer Sorge auf die zukünftigen Sparmaßnahmen im Bildungsbereich. Mit Kürzungen laufen die Demokratiebildung, die politische Bildung oder auch der Schulbau Gefahr, an Relevanz zu verlieren oder gar gestrichen zu werden. Insbesondere Projekte wie der Schüler:innenhaushalt, die nur bedingt bestehen bleiben, haben eine extreme Relevanz für das Erlernen von Kernkompetenzen in der Demokratiebildung. Angesichts der Bildungskrise hier im Land Berlin stellen Kürzungen eine Gefahr für die Zukunft aller Schüler:innen dar. Deshalb fordern wir eine ernsthafte Priorisierung der Bildung im Landeshaushalt und eine größtmögliche Schadensbegrenzung bei notwendigen Einsparungen.
Lehrkräftemangel
Aufgrund des aktuellen Lehrkräftemangels fordern wir eine Wiedereinführung der Bedarfsregionen und Einstellungskontingente, um mit den Personalressourcen bestmöglich umzugehen. Wir formulieren das langfristige Ziel, wieder eine berlinweite Lehrkräfteausstattung von 110 % zu haben, und fordern in dem Zuge Maßnahmen, die die hohe Ablehnungsquote beim Lehramtsstudium senken und die Platzkapazität erhöhen.