Berlin, Mittwoch, 10.01.18

PM_LSA_Politische_Bildung_Verhandlungsstand_10.01.18

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

im Folgenden teilt Ihnen der Landesschülerausschuss Berlin mit, dass er sich für die umgehende Einführung des Faches Politische Bildung mit der von den Fachverbänden abgelehnten “Kontingentlösung”1 ausspricht. In dieser Lösung sehen wir sämtliche unserer Forderungen erfüllt:

1. Politische Bildung wird 2018/19 als eigenständiges Fach in der Mittelstufe eingeführt.

2. Dieses wird mindestens einstündig unterrichtet.

3. Das Fach wird eigenständig benotet.

4. Es gibt keinen Aufwuchs der Stundentafel.

Wir verstehen unter der Bezeichnung “Kontingentlösung” die Zuweisung eines Stundenpools für die GeWi-Fächer an die jeweiligen Schulen. Mit verordneter Mindeststundenzahl pro Fach und Doppeljahrgang. Mischfächer sind für uns dabei ausgeschlossen, da wir PB und andere GeWi-Fächer fachfremdem Unterricht seit jeher entziehen möchten, woraus unsere politische Initiative überhaupt erst entstand.

Der LSA schlägt vor, alle gesellschaftswissenschaftlichen Fächer; Geschichte, Geografie, Politische Bildung und Ethik in das Kontingent zu integrieren. Mit angepasster Mindeststundenanzahl der Fächer könnte die Schule die Stundenanzahl jeweils auf die individuelle Verfügbarkeit der fachspezifischen Lehrkräfte anpassen. Wir können die

Sorgen der Fachverbände bezüglich der nicht gewährleisteten durchgängigen

jährlichen Unterrichtung ihrer Fächer in der Kontingentlösung verstehen und unterstützen deshalb Gestaltungsideen, in denen die Kontingente Doppeljahrgänge umfassen, welche mit jeweils gleicher Stundenanzahl bestückt sind, um mehr Kontinuität als in einem 4-Jahres-Kontingent zu schaffen. Des Weiteren sollen alle Fächer in der zehnten Klasse mindestens einstündig unterrichtet werden, um die Schüler*innen in diesen Fächern ihre Prüfung in besonderer Form für den MSA gestalten zu lassen und sie z.B. für eine Leistungskurswahl in dem jeweiligen Fach vorzubereiten. Die Kontingentlösung bietet in diesem Rahmen einerseits die Möglichkeit, Lösungen in Form von Blockstunden, 60-Minuten-Stunden und epochalen bzw. fächerübergreifend parallel unterrichteten Themen zu finden. Da die Schulen mit der voraussichtlichen Kürzung einiger Profilstunden an einer Stelle Profilmerkmale verlieren, bietet sich die Kontingentlösung als Kompromiss an. Wir als LSA halten dies für die Lösung mit der größtmöglichen Akzeptanz aller betroffenen Gesprächspartner.

Noch einmal ausdrücklich betonen wir, dass die Einzelunterrichtung der Fächer garantiert und fachfremder Unterricht in jedem Falle verhindert werden soll. Darin sehen wir eine Qualitätsteigerung für alle GeWi-Fächer, die in dieser Lösung wohlgemerkt alle keine Stundenabstriche machen und teilweise an Unterrichtszeit hinzugewinnen. Im Vergleich zum bundesweiten Stundenspiegel ist dies auch gerechtfertigt, da Berliner GeWi-Fächer derzeit weniger Stunden erhalten als der Durchschnitt.

Im Rahmen unseres Anliegens der Demokratieförderung sehen wir zudem eine Chance für die Schulen, eigene Lösungen für die Stundenverteilungen zu finden, welche an die persönlichen Interessen und die Fachzusammensetzung des jeweiligen Schulkollegiums angepasst sind. Die Schulgremien, darunter die SVen, sollen aktiv in die Kontingentgestaltung eingebunden werden, um eine für alle Beteiligten geeignete Lösung zu finden.

Der LSA erkennt in diesem Rahmen die Ängste der Verbände vor Konfliktpotential in den einzelnen Schulen sowie evtl. Überforderung der Schulkonferenzen an und plädiert deshalb für die Erstellung umfangreichen Informationsmaterials für die lokale demokratische Ausgestaltung der individuellen Kontingentlösungen.

Mit freundlichen Grüßen

Philipp Mensah, Vorsitzender  &   Franz Kloth, Pressesprecher LSA Berlin

2 Kommentare.

  • ulla meisner
    24. Januar 2018 20:23

    könnte die Schule die Stundenanzahl jeweils auf die individuelle Verfügbarkeit der fachspezifischen Lehrkräfte anpassen. :::: UND GENAU DARIN LIEGT DAS Problem, schade, dass sich die Schülervertretung hier – ohne es zu merken, zum Spielball der fiskalisch gelenkten Bildungspolitik in Berlin macht … zuerst rechnete man bei den NAWI Fächern noch die Lehrkräfte der einzelnen Fächer heraus – heute addiert man sie ohne Fachzuordnung und dann ist es eben egal, ob es überhaupt noch einen Physiklehrer für den Teil von NAWi gibt – das wird dann auch im Bereich GeWi so kommen angesichts dessen, dass es kaum noch gute Lehrer gibt, die sich hier einstellen lassen … Somit unterstützen Sie mit der Mischung, die dann ohne Ihren Willen kommen wird, das Vertuschen von Lehrermangel und die Übernahme von Fachteile in dem gesell. Bereich durch Lehrer, die nur für einen der Teile dabei überhaupt ausgebildet sind – arme Bildung, Stricken (Reden) ohne Wolle (Kenntnisse).
    schönen Gruß an die Kindererzieherin

    • Franz Kloth
      25. Januar 2018 16:09

      Es stellt eine Lösung dar, durch die die momentane Unterrichtsqualität erhöht und sinnlos fachfremd schlecht unterrichtete und abgesessene Stunden vermieden werden können. Im Gros sind wir natürlich in allen Dingen enttäuscht und stimmen zu, dass grundsätzlich was falsch läuft, auch was z.B. NaWi angeht.
      Viel wichtiger als irgendwelche Schulstundenverteilungen sind gute Lehrkräfte, die mangeln ebenso wie Schulbauten, die nicht auseinanderfallen geschweige denn digitalisiert sind.
      Wie lange unser Projekt Politik als Schulfach gebraucht hat, nämlich 8 Jahre, macht auch traurig, weil die Stärkung mit knackigen Gesprächen innerhalb von einem halben Jahr per Verwaltungsverordnung hätte geschehen können.

      Wir vermissen im Internet leider allgemein den wertschätzenden menschlichen Ton, so auch bei Ihnen, sei es nicht beabsichtigt. Aber wir schätzen es wert, dass Sie sich als Erwachsene für bessere Bildung künftiger Generationen interessieren. Was wir jedoch abbekommen von Ihnen ist kein Danke für einen löblichen Einsatz von 8 Jahren neben der Schule, sondern irgendwelche Vorwürfe, WIR würden uns zum Spielball der Politik machen. Schritt 1 war, dass wir uns überhaupt engagiert haben :).

      Über eine Klarstellung würden wir uns freuen!

Menü